BdV-Hochtaunus in Bad Homburg

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Institut für Kirchengeschichte

Ausstellungen
 

Das Haus Königstein  

Die "Mitteilungen Haus Königstein" erscheinen viermal im Jahr. Erbeten ist eine Spende.


Herausgeber:

Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V.
Haus Königstein
Zum Sportfeld 14
D-63667 Geiß-Nidda

Telefon (06043) 988 5224
Telefax (06043) 988 5226

E-Mail
Internet: http://www.niddas-juden.lima-city.de/institut/

Nach dem Umzug von Königstein nach Nidda wurde der Name "Haus Königstein" für das Gebäude des Institutes für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien gewählt, um an die Tradition der untergegangenen Königsteiner Anstalten zu erinnern. Sie waren seit 1946 über ein halbes Jahrhundert das Vaterhaus der Vertriebenen.
Es beherbergt eine umfangreiche Bibliothek.


Königsteiner Haus der Begegnung wieder eröffnet

Nach seiner Einweihung im Jahr 1955 wurde es das "schönste Tagungshaus Hessens" genannt. Im  Rahmen eines festlichen Konzertes zur Wiedereröffnung dankte Reinfried Vogler als Präsident der Bundesversammlung der Sudetendeutschen Landsmannschaft den Königsteinern Manfred Colloseus und Dr. Christof Loch, die sich um die Erhaltung des Hauses verdient gemacht haben.  (M.D. im Juni 2012)

Pressemeldung des
BdV-Hessen 19.05.2014

Filmvorstellung „Vertreibung und Neubeginn“
im Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien e.V., Haus Königstein in Nidda

Am 17.05.2014 hatte das Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien zum traditionellen „Tag der offenen Tür“ im Haus Königstein in Geiß-Nidda eingeladen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Vorstellung des, unter wissenschaftlicher Leitung von Professor Rudolf Grulich im Rahmen des Katholischen Bildungswerkes entstandenen, 45-minütigen Films „Vertreibung und Neubeginn“.

Grulich umriß zu Beginn kurz die  Entstehungsgeschichte des Films und berichtete über die Dreharbeiten an Originalschauplätzen in Tschechien. Wie Grulich erklärte, skizziert der Film die politische Lage der Sudetendeutschen zwischen den beiden Weltkriegen und beginnt dabei nicht mit dem Schicksalsjahr 1938, sondern bereits 1916 mit dem Todesjahr von Kaiser Franz Joseph. Es kommen zahlreiche Zeitzeugen zu Wort. Zum besonderen Verständnis der Ereignisse trugen die Erläuterungen von Professor Grulich  bei.

Dabei bringt Grulich objektiv die Situationen jener Epoche zur Sprache, vor allem die Benachteiligung der Deutschen in der ersten Tschechoslowakischen Republik  nach 1918 und die politischen Fehler auf beiden Seiten. Betroffene, die diese Zeit als Kinder erlebten, berichten in dem Film vom Zusammenleben von Tschechen und Sudetendeutschen, aber auch von Übergriffen und der Tragödie  der Vertreibung von drei Millionen Sudetendeutschen. In Viehwaggons mit jeweils 30 Personen wurden die Deutschen in Zügen mit je 40 Waggons in das zerstörte Deutschland deportiert. Einige der Besucher hatten das selber erlebt, auch Pfarrer Wolfgang Stingl, der auf diese Weise 1946 nach Nidda kam und heute Vorsitzender des Trägervereines des Institutes ist.

Der Film endet mit einem Beispiel der Integration Sudetendeutscher im heutigen Neugablonz. Zum besseren Verständnis konnte Grulich über die schwierigen Dreharbeiten in der Tschechischen Republik informieren, bei denen er mit Stefan Meining den Film drehen ließ. Besonders eindrucksvoll war die Tatsache, dass in diesem Film manches bisher nicht bekannte und nie gezeigte Fotomaterial aus amerikanischen Archiven verwandt werden konnte. Eine rege Diskussion der seelisch ergriffenen Besucher schloss sich an, von denen manche staunten, welches wertvolle Material in der Bibliothek und dem Archiv des Institutes vorhanden ist.

Pressemeldung des
BdV-Hessen 07.12.2012

Ein zu Unrecht vergessener Europäer aus Karlsbad
Das Institut für Kirchengeschichte erinnert an den 100. Geburtstag von Karl Josef Hahn

Am 10. November wäre Karl Josef Hahn 100 Jahre alt geworden, ein Sudetendeutscher aus Karlsbad, der nach dem Krieg in Holland und Rom für die Europäische Volkspartei wegweisende Impulse gab. Deshalb würdigte das in Nidda ansässige Institut für Kirchengeschichte von Böhmen-Mähren-Schlesien diesen christlich-demokratischen Politiker. Die Professoren Rudolf Grulich und Adolf Hampel stellten die Verdienste des Verstorbenen vor, den beide persönlich kannten, und mit dem sie Jahrzehnte lange Zusammenarbeit verband. Grulich betonte, dass Hahn im Ausland stets mehr gewürdigt wurde als in Deutschland und dass er nach der Wende in Prag wieder die tschechische Staatsbürgerschaft erhielt. Die Tschechoslowakische Hussitische Kirche ehrte ihn 1993 mit einer kleinen Herausgabe seiner Erinnerungen an die Zeit in Karlsbad 1938 und in Utrecht 1942.

Nach der Matura in Karlsbad studierte Hahn an der Deutschen Universität in Prag deutsche Literatur, Philosophie und Kunstgeschichte. 1932 weilte er für ein Jahr als Student von Karl Jaspers in Heidelberg. Das Thema seiner germanistischen Dissertation in Prag 1935 war „Gemeinschaftsbild und Gemeinschaftskräfte Stefan Georges", die in Halle 1938 im Druck erschien. Im selben Jahre veröffentlichte er das Buch „Adalbert Stifter. Religiöses Bewußtsein und dichterisches Werk". Da Hahn aktiv in der Deutschen Christlichen-Sozialen Partei und im Reichsverband der deutschen katholischen Jugend mitarbeitete, bedeutete das Jahr 1938 für ihn eine Katastrophe. Seine Frau war eine Jüdin, die bereits vor der Heirat katholisch geworden war. Als nach dem Münchner Abkommen die neuen Machthaber auch in Karlsbad wie im ganzen Reich die sogenannte Kristallnacht mit den Übergriffen gegen die jüdischen Mitbürger durchführten und die Juden in einem „Schandmarsch" durch Karlsbad trieben, da marschierte Karl Josef Hahn mit seiner blonden Frau an der Spitze des Elendzuges. In einem kleinen Heft „Kristallnacht in Karlsbad" beschreibt er voller Schmerz, wie sich damals seine Heimatstadt verändert hatte in der Goethe zwölfmal gewesen war und Beethoven dreimal. Das Ehepaar Hahn floh dann in die Rest-Tschechoslowakei und konnte mit Hilfe Jan Patočkas, mit dem sich Hahn Weihnachten 1938 im Prager Café Slavia traf, nach Holland ausreisen. Nach dem Krieg war Hahn Dozent für deutsche Literatur an der Katholischen Universität Nijmegen und Lehrer der deutschen Sprache in Utrecht und später Leiter des Sprachendienstes beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg. Von 1956 bis 1960 war er Auslandssekretär der niederländischen Christdemokraten und dann 22 Jahre bei der Europäischen Volkspartei (EVP) in Rom, zunächst als Redakteur des Studien- und Dokumentationszentrum der christlich-demokratischen-Parteien Europas und Lateinamerikas, später als Vizegeneralsekretär der EVP und als Mitglied des Präsidiums der Weltunion der Christdemokraten. Hampel wies darauf hin, dass Hahn in der ganzen Zeit gute Kontakte zur tschechischen Emigration unterhielt, auch zu Kardinal Beran nach dessen Freilassung und vor allem zum Auslandsbischof Jaroslav Škarvada. In der Nachkriegszeit habe er auch früh den Gründer der Ostpriesterhilfe, Pater Werenfried van Straaten, kennengelernt und leistete ihm Hilfe bei der Organisation des Ersten Kongresses „Kirche in Not" in Hilversum. Später war er oft in Königstein.
Nach der Samtenen Revolution in Prag sei Hahn als Pensionär noch einmal richtig aufgelebt betonte Grulich. Als 80-Jähriger organisierte Hahn in Holland das Symposium zur Feier des 400. Geburtstages von Jan Amos Comenius und beriet wissenschaftliche Konferenzen über Jan Hus in Bayreuth, Karlsbad, Prag und Rom.
Karl Josef Hahn starb am 13. Juli 2001 in Amerfoort. Bei der Trauerfeier am 19. Juli in Bilthoven. Esprachen der frühere niederländische Ministerpräsident Piet de Jong und die ehemaligen Außenminister Frans Andriessen und Pieter Kooijmans, die das europäische Engagement von Dr. Hahn würdigten, der seine Arbeit für die Christliche Demokratie auf europäischer und auf Weltebene aus seinem tief verwurzelten Glauben heraus leistete.
Karl Josef hatte hohe Auszeichnungen erhalten. In seiner zweiten Heimat war er Officier in der Orde van Oranje Nassau und Ridder in de Orde van de Nederlandse Leeuw. Er war Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland und des Silberkreuzes der Republik Österreich. Andere Ehrungen waren die Robert-Schumann-Medaille des Europäischen Parlamentes und die Joseph-Bech-Medaille der FVS-Stiftung in Hamburg. Außerdem war er Commendatore der Republik Italien, Offizier des O
΄Higgins-Ordens der Republik Chile und Kommandeur des Belgischen Kronenordens.
Unter seinen Publikationen ragen Arbeiten in holländischer Sprache hervor, erläuterte Hampel. Es seien Bücher, die nach dem Krieg in den Niederlanden viel zum Verständnis für Deutschland beitrugen wie „Duitsland als geestelijk probleem" und „Konrad Adenauer. Fysionomie van een staatsman." Hahn habe nach dem Krieg auch die Friedensarbeit des Papstes Pius XII. gewürdigt. In „Standplats Europa. Memoires van een christdemocrat" erfahre man viel über seine Visionen für Europa. Mit August Lücker, den er 1948 erstmals bei der europäischen Konferenz christlich-demokratischer Politiker kennengelernt hatte, gab er 1987 heraus: „Christliche Demokraten bauen Europa". Über dem Politiker Hahn dürfe auch der Germanist nicht vergessen werden, ergänzte Grulich. Nach seinem Vorkriegsstudien veröffentlichte Hahn 1949 die Studie „Rainer Maria Rilke" und schrieb in verschiedenen Sammelbänden und im „Hochland", sowie in holländischen, belgischen, französischen, englischen und italienischen Zeitschriften über deutsche Dichter wie Werner Bergengruen, den er persönlich kannte, und Stefan Andres, mit dem er seit 1935 Kontakt hatte, als Andres wegen seiner jüdischen Frau im Riesengebirge Zuflucht suchte. Was Hahn über den sudetendeutschen Kulturpreisträger Erwin Guido Kolbenheyer schrieb, sei auch heute wichtig für das Verständnis des oft umstrittenen Dichters und Philosophen.


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